Rennbericht IRONMAN Hawaii

Bevor ich zum eigentlichen Wettkampf komme, ein paar einleitende Worte zur Vorbereitung. Nach 2 ruhigen Regenerationswochen nach dem Ironman FFM gab‘s dann, meistens im 2 Wochenrhythmus, die Trainingspläne von Gerhard (meinem Trainer). Und so stürzten Peter, Marcel und ich uns hoch motiviert und konzentriert in die zehnwöchige Vorbereitung zu Hause und die knapp zweiwöchige Phase auf Hawaii. Wettertechnisch hatten wir bis Mitte September Glück, ehe es dann in den letzten zwei Septemberwochen etwas ungemütlich wurde, aber auch das wurde überstanden. Nach Absprache mit Gerhard sollte der Schwerpunkt auf das Laufen gesetzt werden, wodurch wir letzten Endes jeden Meter der Tonkuppe in- und auswendig kannten und auch zahlreiche Runden im Stadion gedreht haben. Langeweile kam aber irgendwie nie auf. Auch das Radfahren kam natürlich nicht zu kurz, so standen einige Höhenmeter im Knüll auf dem Programm. Außerdem war jenes häufig mit längeren Koppelläufen versehen. Im Schwimmen sorgte Harald (unser Schwimmtrainer) mit zahlreichen 50er und 100er Intervallen dafür, dass wir unsere Grundschnelligkeit steigern konnten. Für mich kann ich sagen, dass die Pläne zwar fordernd waren, aber dass mir das Training jederzeit Spaß gemacht hat und es einem schon ein gutes Gefühl gegeben hat, wie man gemerkt hat, dass noch einmal eine Leistungssteigerung geschieht. Ums kurz zu sagen: Die Vorbereitung für Hawaii lief aus meiner Sicht wie von selbst!
Um mich möglichst gut in Kona zu akklimatisieren und einzuleben erreichte ich bereits, zusammen mit Doro (meiner Freundin), am Mittwoch, den 02.10. Big Island. Wie Helmuth (Vereinskollege) bereits berichtet hat, stieg hier das „Triathlonfieber“ immer mehr an. Es war schon beeindruckend, was um den Wettkampf herum so auf der Insel abging. Nachdem ich mich nach ca. 5 Tagen auf der Insel ganz gut an alles adaptiert hatte, stieg die Vorfreude auf den Wettkampf mit dem aufkommenden Drumherum immer mehr, jedoch war auch ich vor dem Wettkampf deutlich nervöser als sonst.

Nun aber zum Wettkampf (von Rechtsschreibfehlern bitte ich abzusehen, der Jetlag!:-/;-)):
Trotz Nervosität konnte ich die letzte Nacht vor dem Wettkampf recht gut schlafen. Um kurz vor drei sollte mein Wecker klingeln, um halb drei war ich wach geworden-passte doch! Frühstück am Hotelzimmer, dann noch schnell die Verpflegung eingepackt; die Räder und Beutel waren ja schon am Freitag eingecheckt worden; und um 4.00 Uhr gingen Marcel und ich mit Doro, Luca, Markus und Mikke (weitere Vereinssupporter;-)) zum Pier. Marcel und ich begaben uns dann auch gleich zum Bodymarking, diesmal mit Tattoo, wo wir jedoch noch eine kurze Wartezeit in Kauf nehmen mussten, ebenso wie Sebastian Kienle... Nachdem dieser Part erledigt worden war, gings zu den Rädern, um noch einmal alles durchzuchecken und rennfertig zu machen. Die Anspannung ist da, aber dennoch klappen die letzten Vorbereitungen ohne Probleme. Dann nochmal kurz bei Doro verabschiedet und ab gings zum Aufwärmen und zum letzten Abgehen der Wechselzone . Auf dem Parkplatz des King K. Hotels fand ich ein ruhiges Plätzchen, wo es außerdem noch einmal Dixies gab, wo man nicht Schlange stehen musste;-). Um halb sieben ertönte dann der Startschuss für das Profifeld, Zeit für mich also den Schwimmanzug anzuziehen, meinen After-Race-Beutel abzugeben und so langsam in Richtung Wasser zu gehen. Mittlerweile ist es zwanzig vor sieben, wir gehen umgehend ins Wasser und schwimmen Richtung Startlinie, wo sich schon einige andere Athleten tummeln, es geht schon eng zu, also erstmal zum Pier geschwommen und sich dort an den Reifen festgehalten. Da es mir  trotz 26-27° Grad Wassertemperatur immer mal wieder etwas fröstelte, schwamm ich immer mal wieder ein paar Meter umher. Fünf Minuten vor dem Start begab ich mich dann doch in Verlängerung der 1.Boje in die 2-3 Reihe zwischen die anderen Athleten. Wassertreten und sich auf der Stelle Platz verschaffen war nun angesagt, da immer wieder Athleten über die Startlinie hinaus schwammen, verzögerte sich der Startschuss etwas.
Schwimmen: Als es dann endlich losging, war das erwartete Geprügel da. Die ersten Bojen wurden rechts und links umschwommen, ehe es den Lifeguards gelang das Feld zu disziplinieren. Nach ca. 300-400m konnte ich dann einigermaßen frei schwimmen. Ich verlies mich dabei eher auf meinen eigenen Orientierungssinn, welcher mich im Testschwimmen ja recht gut geleitet hatte;-), und schwamm nahe der Bojen, immer mal wieder gab es dennoch leichten Kontakt mit anderen Athleten. Kurz vor der Wende wurde es dann an einer Boje ziemlich eng. Und so passierte es, dass ich nen Tritt vor die Brille bekam, was erstmal meinen Rhythmus brach und ich somit den Anschluss zur Gruppe, in der ich mittlerweile etwas mit schwamm, verlor, was sich im Nachhinein als nicht verkehrt herausstellte, da ich bei der Hälfte auf die Uhr schaute und erkannte, dass ich recht schnell unterwegs war, unter einer Stunde war drin:-) und ich hatte dabei ein gutes Gefühl. Auf dem Rückweg zum Pier verfolgte ich meine bewährte Taktik und konnte so noch einige Athleten überholen und fühlte mich auch bis zum letzten Meter des Schwimmkurses noch recht frisch. Nach 58min02sek kam ich aus dem Wasser, Ziel erreicht, jetzt schnell wechseln und auf geht’s aufs Rad - Klappte auch alles.

Radfahren: Hoch motiviert ging‘s gleich an den Fans vorbei die Palani Road hoch und auf den Stadtkurs. Das Feld war dicht gedrängt, also fuhr ich gleich mal zügig los, um möglichst bald „freie“ Fahrt zu haben und keine Zeitstrafe wegen Windschattenfahrens zu kassieren. Auf dem Queen K. Highway angelangt, entzerrte sich das Feld schon etwas, jedoch machte ich weiter Druck, nach ca. einer Stunde auf dem Rad war die Gefahr des Windschattenfahrens einigermaßen gebannt. Der Wind stand gut, die Beine fühlten sich gut an und es rollte richtig gut. Jetzt galt es sich konstant zu verpflegen, was teilweise etwas schwierig war, da die Flaschen und Gels nur schwer zu greifen waren. Also musste die Geschwindigkeit hier immer etwas gedrosselt werden, um etwas abzubekommen. Hinter mir hatten sich einige weitere starke Radfahrer versammelt, so dass ich nicht permanent vorne fahren musste, jedoch tat ich das bis in den Anstieg nach Hawi aber meistens, da ich unter keinen Umständen eine Strafe kassieren wollte. Kurz bevor nach Hawi abgebogen wurde, dann erstmal die Anfeuerung von unseren Supportern genossen. Hawi hochzus hielt ich mich dann anfangs etwas zurück und fuhr strikt in meinem Pulsbereich, so dass ich dann erstmal am Ende der Gruppe war, dennoch wurden so langsam die ersten Profifrauen eingesammelt. Auch konnte ich dabei ganz gut das zurückkehrende Profifeld beobachten. Kurz vor dem Wendepunkt waren meine Beine dann aber ziemlich locker, so dass ich wieder nach vorne fuhr und auch eine kleine Lücke reißen konnte. Mittlerweile lag ich wohl unter den Top5 Agegroupern, es lief einfach. Am Wendepunkt dann den Special-Needs-Bag gegriffen, wodurch die Gruppe hinter mir wieder etwas heran kam und da von denen kaum einer einen Beutel griff, musste ich nun erstmal eine Lücke zufahren. Da es nun bei weiterhin guten Windbedingungen bergab ging, musste ich ordentlich Druck aufs Pedal geben, es gelang mir aber, mich wieder an die Spitze der Gruppe zu setzen und so meinen Rhythmus zu fahren. Zurück am Abzweig zum Queen K. Highway wieder Anfeuerungen durch die Fans und der Zuruf von Gerhard, dass ich erster Agegrouper war, das pushte nochmals…Also hielt ich meinen Rhythmus bei, noch ca. 60km zurück zum 2.Wechsel. Keine 5 Minuten später überholte ich jedoch erst den momentan führenden Agegrouper-jetzt führte ich tatsächlich-wow!!!. Immer mal wieder wurde eine Profifrau eingeholt, zwischen drin mal nen Blick auf den KM-Schnitt-41,0km/h-nicht schlecht, dachte ich, Beine immer noch gut, also fuhr ich weiter, läuft besser als erwartet. Den Schnitt konnte ich bis ca. 140-145km halten, dann drehte der Wind und kam für ca. 30km von vorne. Jetzt wurde es zäh, die Beine und das Gefühl waren weiterhin gut, nur wurden die Km nicht weniger:-/ ^^ Aber da mussten ja alle durch. Also konzentrierte ich mich weiterhin auf mich selbst. Vom Training wusste ich, dass es die letzten 10km der Radstrecke eher leicht bergab ging, mein Ziel war es nun weiterhin Druck zu machen und auch als erster in die 2. Wechselzone zu fahren. Und so kam es auch. 2km vor dem Ziel setzte einer der Verfolger zum Überholen an, jedoch ließ ich mir das jetzt nicht mehr nehmen!
Nach einer Radzeit von 4std36min52sek kam ich als führender Agegrouper in die 2.Wechselzone-ein geiles Gefühl, eben jenes, welches mich schon über die letzten KM der Radstrecke gepusht hatte. Die Zeit natürlich perfekt, gehofft und geplant hatte ich mit einer 4std45min, aber die Zeit war nochmals schneller als in FFM.

Laufen: Auch der 2. Wechsel klappte. Die Beine waren auch ganz ok, jedoch büßte ich durch das Anziehen der CEP’s die Führung ein. Das Loslaufen fiel etwas schwer, auch weil ich das Dixie in der 2.WZ verpasst hatte, auf welches ich schon seit Radkilometer 80 hin wollte… Naja, jetzt erstmal den Rhythmus finden, „oh-fiel mir das schwer“. Nach ca. 2km dann kurzer Stopp und schon ging’s flüssiger, ich hatte einen finnischen Mitläufer gefunden, sein Tempo schien zu passen-immer mal wieder kurzer Plausch mit ihm, es lief nun besser. Kurze Zeit später wurden wir von dem letztjährigen Agegroup-Weltmeister Christian Müller überholt, da konnte und wollte ich jetzt nicht mitgehen, jedoch blieb der Abstand zu Ihm zunächst konstant. Jetzt galt es für mich zunächst einmal mein eigenes Tempo zu finden und mich weiterhin an den Aidstations gut zu versorgen. Kurz nach einer solchen, ließ mein Mitläufer abreißen und ich lief wieder alleine. Mein Gefühl wurde nochmals besser. Zusätzliche Motivation kam durch die Anfeuerung der Zuschauer und Streckenposten ("Good Job, Good Job"). Jedoch fingen im Bereich des Wendepunktes am Alii Drive (ca. KM 8) erste Seitenstiche ein, welche zunehmend stärker wurden. An der nächsten Aid Station erstmal eine Gehpause einlegen und sich versorgen und runterkühlen. Dann versuchte ich weiterzulaufen, naja, war erstmal kein wirkliches Laufen möglich:-(, sofort wieder gehen, dann verstärkt auf die Atmung konzentriert, aber es stellte sich nur langsam eine Besserung ein. Ich wurde wieder überholt. Die anderen Agegrouper kamen mir mittlerweile auch entgegen gelaufen und die sahen irgendwie alle besser aus als ich mich fühlte. Jetzt wurde es hart für den Kopf. Auch die Streckenführung, das ständige Bergauf und Bergab des Alii Drives machten meine Seitenstiche nicht besser. Ich verlor weiter Zeit. Jetzt kam Gerhard mit dem Rad vorbei und sprach einige motivierende Worte, zudem hatte ich die Worte meines finnischen Mitläufers in den Ohren, der mir beim Überholen zu rief, dass heute jeder leiden muss… So langsam ging’s mir wieder besser, ich konnte wieder am Stück laufen und der KM-Schnitt wurde auch wieder schneller. Es ging wieder zurück Richtung Palani. Dort hoch überholte ich meinen finnischen Mitläufer wieder. Nun ging’s raus auf den Queen K. Highway. Dort Anfeuerungen durch Doro, Jonas und Hannes Hawaii Tours. Kurzer Zuruf von Jonas, dass ich irgendwo zwischen Platz 3-5 liege, und ein paar aufmunternde Worte.  Der Highway zog sich kontinuierlich leicht ansteigend in Richtung Energy Lab. Meine Seitenstiche waren nun zwar weitestgehend weg, jedoch ging mir etwas die Kraft aus und irgendwie fühlte ich mich total überhitzt und ein gescheites Tempo konnte ich auch nicht mehr anschlagen. Also waren wieder Geh- und Versorgungspausen angesagt. Mittlerweile befürchtete ich schon, dass das heute für mich noch ein „Wandertag“ wird, es lief nicht mehr, so wie ich wollte, dazu wurde ich dann von weiteren Läufern und Läuferinnen kassiert ohne auch nur etwas dagegen setzten zu können. Irgendwann kam ich dann zum Energy Lab, auch dort lief es nicht so rund, erst als ich einige Profiathleten gehen und leiden sah, ging bei mir der Schalter wieder rum. Am Ausgang des Energy Labs waren meine Beine wieder besser und mit der Aussicht, dass es jetzt immer leicht bergab ging und ich für die letzten 12km noch ne gute Stunde Zeit hatte, um eine Sub9 zu finishen, verlieh mir nochmals Flüge, oder wars das Red Bull im Special Needs Bag?!:-P. Es lief wieder lockerer und ich konnte noch einmal 2-3 gehende Profiathleten einsammeln und kam wieder näher an einen vor mir laufenden Agegrouper ran, nach meiner Zählung musste ich so ca. 10. sein, das wollte ich halten! An den Aid-Stations nahm ich bewusst etwas raus, um mich versorgen zu können, was ähnlich wie beim Radfahren z.T. etwas schwierig war, da Gels nicht immer angereicht worden, wohingegen man Cola und Wasser literweise hätte mitnehmen können:-/. Aber was solls, irgendwann hatte ich vorgesorgt und hatte aus der Gelkiste einfach ne Handvoll genommen, so dass ich nur noch die Flüssigkeiten brauchte. Auf dem Weg zurück fuhr Gerhard nochmals mit dem Rad vorbei und motivierte mich zum Sub9-Finish, was ich schon fest ins Auge gefasst hatte. 2 Meilen vor dem Ziel deuteten sich dann leichte Krampfansätze an, also war nun etwas Vorsicht angesagt, aber als ich oben an der Palani war, war's geschafft, ab nun ließ ich es ins Ziel rollen und konnte meine Zeit so noch einmal drücken! Die letzten 2km waren von nun an das Glücksgefühl schlechthin! Mit einem Marathon von 3std13min16sek konnte ich am Ende eine Finishzeit von 8std54min11sek erreichen. Genau die Zeit, mit der ich geliebäugelt hatte und auf welche ich gewettet hatte, womit ich dann bei Hannes Hawaii Tours dann auch den Jackpot knacken konnte.
Im Ziel war ich überglücklich den Marathon überstanden zu haben und war gespannt, was als Platzierung heraus gesprungen ist. Schließlich konnte ich den 3.Platz in der Ak 25-29 und den 36. Gesamtplatz erreichen, zudem war ich hiermit 9. bester Amateuer! Erst im Laufe der nächsten Tage realisierte ich allmählich, was ich da vollbrachte habe und dass ich so prominente Namen wie Pete Jacobs oder Luke Bell hinter mir gelassen habe, bzw. schneller Radgefahren bin als Craig Alexander, Per Bittner, etc. oder aber, dass ich im Gegensatz zu Profis wie Dirk Bockel oder Jan Raphael überhaupt das Ziel erreicht habe. Ein unbeschreibliches Gefühl und Erlebnis! Wozu auch das Erlebnis der Awardsparty am Tag nach dem Rennen zählte! Mit diesen ganzen Eindrücken, Erlebnissen und Erfahrungen kann ich sagen, dass es zwar mein erstes Mal Kona war, aber mit Sicherheit nicht das Letzte;-):-)!

Ein Dank dafür an ALLE, die das ermöglicht und unterstützt haben oder einfach nur da waren!

- Danke DORO, dass Du mich die Woche seit Frankfurt ausgehalten hast, es war nicht leicht mit mir...;
   I LOVE YOU:-*J!
- Danke Gerhard, dass Du immer wieder die richtigen Schrauben findest, woran Du bei mir drehen musst, es macht einfach Spaß!
- Danke Mama + Papa und Oma!
- Danke Marcel und Peter, dass wir einiges an gemeinsamer Trainingszeit zusammen verbracht haben!
- Danke an den großen, ganzen Rest, der sich jetzt noch angesprochen fühlt, ich sags euch dann nochmals persönlich;-)!


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