Wettkampfbericht Ironman Hawaii
Nachdem nun eine gute Woche seit dem
Ironman auf Hawaii vergangen ist und ich mich mit dem Urlaub auf Maui
vom Wettkampf ablenken konnte, hier nun mein Wettkampfbericht:
Zu den Vorbereitungen auf Hawaii habe
ich ja schon ausführlich berichtet.
Am Wettkampfmorgen klingelte der Wecker
um kurz vor drei Uhr. Ich hatte noch einigermaßen schlafen können
und die Vorwettkampfspannung war zwar spät,aber immerhin seit
Freitag dann auch richtig da. Frühstücken und dann um 4.15 Uhr
gemeinsam mit Doro Martin an seinem Hotel abgeholt. An der
Wechselzone angekommen reihten Martin und ich uns zum Bodymarking
ein, mittlerweile war es nach 20minütigen Fußweg 4:45 Uhr. Dann
unsere Räder und Wechselbeutel noch einmal kontrolliert und alles
startklar gemacht! Dann bei den Supportern verabschiedet und ich habe
mich in Ruhe am Parkplatz des King Kamehahema-Hotels aufgewärmt.
Irgendwie waren heute morgen die Beine schwerer als gewohnt, aber
nach kurzer Zeit gab sich auch das! Nachdem ich meinen Sailfish Rebel
Speedsuit angezogen hatte, ,schwamm ich mich nach dem Start der
Profis noch ca. 10min ein,bevor ich mich zur Startlinie begab, dort
traf ich dann zufällig Martin wieder. Wir reihten uns in der ersten
Reihe ein und um Punkt 6.55 Uhr fiel pünktlich der Startschuss.
Ich
kam relativ gut weg und konnte recht bald frei schwimmen. Nach ein
paar hundert Metern erkannte ich Martin wieder und wir schwammen eine
Zeitlang nebeneinander, dann verloren wir uns wieder, ehe wir uns
nach ca. 2/3 der Strecke wiederfanden;-) Der Rückweg des
Schwimmkurses war etwas unruhiger aufgrund der Wellen, aber das
Gefühl war noch relativ gut und „entspannt“. Nach und nach
konnte ich mich etwas weiter nach vorne arbeiten. Nach rund 59min
entstieg ich dem Ozean. Keine so schnelle Zeit, aber wenn man Aufwand
und Ertrag dafür betrachtet, hat es für den restlichen Teil des
Rennens ganz gut gepasst. In der Wechselzone bekommt man auf Hawaii
relativ viel geholfen. Der Wechselbeutel wird einem aus- und
wiedereingepackt und man bekommt seine Bekleidung angereicht und es
wird einem auch geholfen seine Sachen anzuziehen; wovon man doch sehr
überrascht ist und es einen z.T. eher ablenkt. Eine super Sache
jedoch ist dabei in Eifer des Gefechtes wohl der Frontreißverschluss
meines Einteilers gerissen. Somit verlor ich in der Wechselzone rund
30sek.
Auf dem Rad kam ich aber gleich gut in den Rhythmus, Martin
und ich orientierten uns weiter nach vorne. Nach der ca. 15km langen
Einführungsrunde durch die Stadt ging es für die nächsten 165km
raus auf den Highway in Richtung Hawi und zurück. Hier ist der Rennverlauf
schnell erzählt. Ich fühlte mich am Rad immer besser und Martin und
ich arbeiteten uns im fairen Abstand von 10+Metern fahrend in
Richtung Spitze des Agegroup-Feldes nach vorne. Kurz vor Hawi, was
ca. km 100 des Rennes entspricht, bekam ich wie aus dem Nichts vom
Kampfrichter auf dem Motorrad eine blaue Karte wegen
Windschattenfahrens gezeigt. Somit war die Gruppe um Martin weg, da
ich nach dem Turnaround in Hawi in die Penaltybox musste und dort
5min Zeitstrafe absetzen musste, immerhin nutze ich die Zwangspause
zur kurzen Dehn- und Pinkelpause. Dann ging's mit etwas Wut und
Enttäuschung im Bauch weiter, war ich doch nun einige hundert Plätze
zurück gefallen, den nächsten Zeitverlust gab es dann auch gleich
bei den Special Needs, wo mein Beutel mit Eigenverpflegung nicht
auffindbar war. Naja, nicht ganz so wichtig, da ich nicht zwingend
darauf angewiesen war. Also begab ich mich allein auf die Aufholjagd
nach vorne. Anfangs meldete sich die Gesäßmuskulatur, wohl vom
Rhythmusverlust durch die „Pause“, aber das gab sich spätestens
nach der Abfahrt von Hawi. Mein Weg führte mich unaufhaltsam nach
vorne. Die 80km zurück nach Kona konnte/wollte mir keiner meiner
Konkurrenten folgen und so kam ich wieder in den Top 10 der Agegroup
in der 2.Wechselzone an. Möglichst keine Zeit mehr verlieren, am
Ausgang der Wechselzone rief mir mein Vater zu, dass ich 1,5 Minuten
Abstand auf Martin habe.
Aber das Anlaufen fiel mir schon schwer, ein
Tempo um 7min/Meile hatte ich mir mal vor genommen,aber sofort zogen
zwei Athleten an mir vorbei. Nach 2 Meilen dann meldeten sich
Seitenstiche und ein Stopp und Dehnen an der Verpflegung waren
unvermeidlich. Danach ging's langsam weiter, noch war ich relativ
ruhig. Die nächsten Meilen schaute ich nicht mehr wirklich auf die
Uhr, das Gefühl war etwas besser,aber wirklich in einen guten
Laufrhythmus kam ich nicht. In den Verpflegungsstellen reduzierte ich
das Tempo,um besser Getränke aufnehmen zu können und weitere
Seitenstiche zu vermeiden, des weiteren versuchte ich meinen Körper
herunterzukühlen. Aber es war fast wie in den gesamten 10 Tagen
zuvor auch, beim Laufen wollte mein Körper einfach nicht so recht
auf Touren kommen! Am ersten Wendepunkt nach ca. 8km sah ich Martin
und alle anderen Athleten mir entgegen kommen, so schlecht lag ich
nicht, was mich angesichts meines Tempos und meines Körpergefühls
doch überraschte. Immer mal wieder zogen Athleten oder Profifrauen
an mir vorbei, z.T. lief ich auch an diesen wieder vorbei, aber ein
Rhythmus stellte sich nicht ein. Bei ca. km 14 standen Gerhard und
mein Vater und sagten, dass es gar nicht so schlecht aussieht, aber
einen Kilometer später, war ich stehend K.O. Ich stoppte an der
Verpflegung nahm viel Flüssigkeit und Nahrung auf und war dem
Aufgeben nahe, da mein Tempo und Körpergefühl immer schlechter
wurden. Gefühlt hätte ich mich schlafen legen können. Irgendwie
trabte ich doch wieder los. Nachdem ich den Anstieg die Palani-Road
hoch und dann links auf den Highway irgendwie geschafft habe, standen
Doro und Anna, dort entledigte ich mich erstmal meiner klatschnassen
Socken und Kompressions-Sleeves, welche mich nur noch genervt haben.
Beim Wiederanziehen der Schuhe verschoben sich die Einlegesohlen der
Schuhe 3-4mal und hier war der nächste Punkt, wo ich im wahrsten
Sinne des Wortes die Schuhe am liebsten weggeworfen hätte. Aber auch
hier ging's irgendwie in langsamen Schritten weiter. Das Tempo war
nun zweitrangig, mittlerweile hatte ich schon darauf umgestellt nur
noch in Würde und laufend ins Ziel zu kommen. Der Weg ins Energy-Lab
über den Hawaii zog sich wie Kaugummi und mittlerweile wusste ich
gar nicht mehr wo ich platziert war, ich wollte einfach nur noch ins
Ziel, schnellstmöglich, aber schnell wollte mein Körper nicht. Die
Strategie war es nun die Verpflegungsstellen zu gehen und die
Strecke, meist eine Meile, zu laufen. Das hielt ich auch bis zum Ende
durch. Der Weg durchs Energy-Lab und zurück zog sich dann dennoch.
Auch wenn Doro es geschafft hatte, an der Absperrung vorbei, mit Rad
auf den Highway zu kommen und mich zu unterstützen (Danke!, auch
wenn es im Rennen wohl eher danach aussah, als wenn auch mir das egal
sei)! Nach einer Gesamtzeit von 9std29min konnte ich dann endlich die
Ziellinie auf dem Alii Drive erklären, ich hatte es zwar geschafft,
aber Freude ist was anderes, Erleichterung trifft es vielleicht!
Am
Ende steht ein 102. Platz Gesamt und 15. in der Altersklasse 25-29.
Die Splitzeiten für Schwimmen 59min10sek, Radfahren 4std49min und
Laufen 3std34min!
Danke an alle die mich auf diesem
schwierigen Weg unterstützt haben: Doro, meine Eltern,
Gerhard&Harald, Freunde& Bekannte sowie Sponsoren!!!
Auch wenn mir viele zum Finish und der
Zeit gratulieren und meinen, dass es eine gute Leistung sei, meine
Auffassung ist dies nicht. Bei dem Aufwand den ich betreibe habe ich
andere Ansprüche und Ziele! Hawaii ist halt ein Rennen bei dem man
gerade auf der Laufstrecke gnadenlos gezeigt bekommt, was man leisten
kann. Wenn man hier keine 100% Laufform hat wird es ganz schwer!
Ein bisschen Stolz bin ich dann
dennoch, dass ich es zumindest ins Ziel gebracht habe, daran hatte
ich vor drei Wochen noch sehr gezweifelt, da im Training absolut
nichts mehr zusammenlief und die Verletzung ihr Übriges gab!
![]() |
Rückweg vom Energy Lab,irgendwie sieht's nach Laufen aus:-/ |
![]() |
Erster Teil der Radstrecke |
![]() |
Screenshot vom Zieleinlauf, ein Bild sagt mehr als 1000 Worte |
![]() |
Ein Ironman hinterlässt Spuren;-) |
Kommentare
Kommentar veröffentlichen